Die Ansprüche sind hoch, wenn es ums Heiraten geht. Schließlich soll der Tag perfekt werden. Diesen Wunsch sollen oftmals Gastronomen erfüllen, wenn es um die Hochzeit ihrer Gäste geht. Keine leichte Aufgabe! Doch einige Kollegen meistern sie mit Bravur – zum Beispiel im Hotel Freigeist Northeim im Raum Göttingen, in der Orangerie im Raum Oldenburg, im GOP Varieté im Raum Bielefeld oder auf Gut Schöneworth an der Elbe. Unterstützung bei der Planung und Umsetzung können Gastronomen bei Hochzeitsplanern wie Maureen Surup von Pretty Weddings einholen.
Das Geschäft mit der großen Liebe
Das Geschäft mit der ganz großen Liebe boomt seit Jahren. Laut Statista heiraten entgegen der allgemeinen Annahme mehr Menschen im August und September als im Wonnemonat Mai. Das Jahr 2018 schlägt dabei alle Rekorde: Mehr als 450.000 Paare gaben sich in Deutschland das Ja-Wort[1]. Tendenz steigend. Für Gastronomen steigen damit auch die Umsatzchancen in diesem Geschäftsfeld.
Etwa ein Drittel der Brautpaare begeht nach der standesamtlichen Trauung eine freie Zeremonie, durch die ein Hochzeitsredner oder eine freie Sprecherin leiten. Einige Hochzeitslocations bieten ihren Gästen an, die Trauung direkt in eigenen oder angrenzenden Räumlichkeiten abzuhalten. So handhabt es beispielsweise das GOP in Bad Oeynhausen: „Unser ortansässiges Standesamt hat bei uns eine Außenstelle, sodass die Paare auf der Bühne heiraten können“, sagt Kristina Schaar, stellvertretende Direktion des Varieté-Theaters. So lassen sich Trauung und Feier ideal miteinander verbinden und die Hochzeitsgesellschaft bleibt zur Verköstigung vor Ort. Etwa die Hälfte der Frischvermählten wählt für die Feierlichkeiten ein Hotel, Restaurant oder Café. Beliebt sind außerdem alte Scheunen oder ein Hof (16%), dicht gefolgt von Schlössern (15%) oder aber ganz einfach der Gemeindesaal (8%). Nur wenige Paare gehen das Risiko ein, im Freien, zum Beispiel auf einer Wiese oder am Strand, zu feiern (6%)[2]. Durchschnittlich gibt das Paar für Trauung, besondere Kleidung und die Feier zwischen 10.000 und 20.000 Euro aus.
Hochzeit ausrichten: Strenge Auflagen für Eventlocations
Um sich als potenzielle Feierlocation für eine Hochzeit zu qualifizieren, müssen Gastronomen im Vorfeld gewisse Auflagen erfüllen: Befindet sich die Lokalität nicht in Alleinlage, sind eine eventuelle Sperrstunde und ab einer bestimmten Uhrzeit ein maximaler Lautstärkepegel zu beachten. Dies kann den Ablauf der Feiern stark beeinflussen. Besser geeignet sind geschlossene Räumlichkeiten, für die allerdings Selbstverständlichkeiten wie die Erfüllung der Brandschutzauflagen oder des Denkmalschutzes entsprechender Orte gewährleistet sein sollten. „Unser Hotel liegt mitten im Wieterwald von Northeim. Deshalb müssen wir besonders auf die Natur Rücksicht nehmen“, merkt Sandra Fredersdorf, Weddingplanerin im Hotel Freigeist, an. „In trockenen Sommermonaten müssen wir daher leider die Nutzung von offenem Feuer wie bei Feuerkörben oder Fackeln untersagen. Für ein Feuerwerk muss im Vorfeld außerdem eine Genehmigung eingeholt werden.“ Im GOP in Bad Oeynhausen sollten die Gäste zur Hochzeit hingegen auf gasgefüllte Ballons im Haus verzichten. „Wir bekommen die Ballons sonst nur mit großen Schwierigkeiten wieder von der über acht Meter hohen Decke“, berichtet Kristina Schaar.
Rundum-sorglos-Paket für Brautpaare
Bei den meisten Hotels oder Gastronomiebetrieben, die Hochzeitsfeiern für ihre Gäste ermöglichen, zählt das Komplettpaket aus Planung, Organisation und Durchführung der Veranstaltung zum Standard. „Um unsere Fähigkeiten bestmöglich zu ergänzen, beziehen wir bei Themen wie beispielsweise Floristik, Trauungen oder Entertainment zuverlässige und erfahrene, lokale Partner mit ein. Die enge Zusammenarbeit in der Region sorgt letztendlich für einen reibungslosen und erfolgreichen Ablauf“, sagt Sandra Fredersdorf. Die größte Herausforderung, selbst für ein eingespieltes Team, sind wohl parallel stattfindende Veranstaltung oder gar zwei Hochzeiten an einem Tag. Bei der Vorbereitung sind also bereits ein akkurater Zeitablauf und eine detaillierte Personalplanung zu beachten. „Vor jeder Feier gibt es bei uns in der Orangerie ein gemeinsames Team-Briefing, bei dem der Ablauf, die Speisen und Getränke sowie die Aufteilung der Aufgabengebiete für die Feier besprochen werden“, sagt Birgit Hobbie von der Orangerie, einem Gewächshaus im Rhododendronpark Westerstede.
Mini-Hochzeiten sind im Kommen
Eine Chance für kleinere Gastronomiebetriebe, um sich gegen die „Großen“ im Hochzeitsbusiness zu behaupten, ist der aktuelle Trend zu Micro Weddings, also Hochzeiten im überschaubareren Rahmen. Die Anzahl der Gäste ist deutlich geringer, die Feier dafür aber exklusiver. Zu verdanken haben wir den Trend dem vorherrschenden Nachhaltigkeitszeitgeist. Ob kleiner oder großer Betrieb, für alle gilt der Rat von Birgit Hobbie: „ Bei der Kalkulation – meist ein bis zwei Jahre im Voraus – sollten Kollegen bereits eventuelle Preisschwankungen bei Lohnkosten und beim Wareneinkauf beachten.“
Feingefühl und eine gute Menschenkenntnis sind hingegen vor und während der Hochzeitsfeier im Gespräch mit dem Brautpaar gefragt, um bestmöglich auf alle Wünsche und Vorstellungen einzugehen. „Hochzeit kann leider nicht jeder“, betont Gudrun Göhring vom Gut Schöneworth in Freiburg an der Elbe und ergänzt: „Da es ein absolut emotionales Geschäft ist, benötige ich sehr viel Menschenkenntnis und versetze mich in die Lage des Brautpaares – nur so klappt es. Trotzdem kommt es vor, dass ich aufgrund der steigenden Nervosität des Paares sehr viel einstecken muss.“
Hohe Erwartungshaltung an die perfekte Hochzeit
Der Druck auf das Paar, eine möglichst perfekte Performance an diesem einen Tag abzuliefern ist extrem hoch. Das weiß kaum jemand besser, als Hochzeitsplanerin Maureen Surup: „Die Erwartungshaltung an Hochzeiten hat sich durch den medialen Einfluss in den letzten Jahren stark erhöht, wodurch privater Druck seitens der Paare und Leistungsdruck seitens der Branche entstanden sind.“ Sie übernimmt daher nicht selten die Rolle der Vermittlerin zwischen allen Parteien, führt Gespräche mit Eventlocation sowie Dienstleistern und betreut das Paar sogar während ihres Hochzeitstages rund um die Uhr. Um sich auf die Aufgaben der Hochzeitsplanung zu spezialisieren, sind eine Ausbildung oder ein Studium im Eventbereich von Vorteil, insbesondere da der Markt hart umkämpft ist und ein Scheitern oder eine allzu blauäugige Herangehensweise nur selten verziehen werden. „Ich selbst habe parallel zum Studium in der Veranstaltungsbranche gearbeitet und anschließend eine IHK-Ausbildung zur Hochzeitsplanerin absolviert“, berichtet Maureen Surup. „Damals war das die einzige Möglichkeit, um sich in dem Bereich weiterzuentwickeln.“
Trends zur Hochzeit: Natürlichkeit und edle Details
Seit Jahren liegt ein hohes Maß an Natürlichkeit auch bei der Hochzeit im Trend. Das gilt für Outfits, Gastgeschenke oder die Dekoration der Festräume. Die Farbwelt, für die sich die Paare entscheiden, spiegelt dies ebenfalls wieder. Immer noch gefragt sind Grüntöne, ergänzt um edle Metallic-Farben, die gut mit Creme-, Erd- und Holztönen harmonieren. Im Kommen ist aktuell aber vor allem Classic Blue. Beim Blumenschmuck erfreuen sich seit einiger Zeit neben frischen Blüten auch Trockenblumen großer Beliebtheit – eine gekonnte Inszenierung aus Alt und Neu, wenn man so will. Und genau das ist auch beim Rest der Deko im Vintage- oder Boho-Stil angesagt: Eine rustikale Holzverkleidung an der Wand und orientalische Teppiche sorgen für den Wohlfühlfaktor. Laternen aus Metall, nackte Glühbirnen oder – ganz simpel – papierne Lampions, die von der Decke hängen und hohe Kerzenständer auf der Tafel lassen Stimmung aufkommen. Beim Eindecken der Tische darf es dennoch das klassische, weiße Tischtuch sein. Bei Geschirr und Besteck dominieren klare Formen und Farben, die mit der verspielten Dekoration brechen.
Übrigens: Die Torte zur Hochzeit bleibt nackt. Naked Cakes, bei denen die einzelnen Tortenböden sichtbar bleiben, sind seit einigen Jahren gefragt. Noch schlichter wird es da nur mit Gugelhupf und Co., die kunstvoll ausdekoriert werden. Glaubt man aktuellen Umfragen, sollen diese einfachen Kuchen 2020 für den süßen Genuss am Mitternachtsbuffet sorgen.
Social Media als Werbekanal
Die wichtigste Inspirationsquelle für Brautpaare ist die Social Wall App „Pinterest“. Allein 30 Prozent des Inhalts auf diesem Kanal beziehen sich auf das Thema Hochzeit.[3] Auch gastronomische Betriebe oder Hotels, die in diesem Geschäftsfeld aktiv sind, sollten Pinterest nutzen, um auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Außerdem bietet sich Instagram zur Publikation gelungener Veranstaltungen an. Dies sollte allerdings nur in Abstimmung und mit Genehmigung des Brautpaares geschehen. Sprechen die Eheleute sich dagegen aus, machen auch Aufnahmen vom Dekorieren oder Eindecken für das große Fest bereits einiges her und erzählen den anderen Gästen eine interessante Geschichte.
Um sich im Markt positionieren und behaupten zu können, sollten Gastronomie- und Hotelleriebetriebe versuchen, sich als Marke inszenieren. Das heißt, Authentizität und eine einheitliche Sprache in Wort und Bild sind besonders wichtige Faktoren für den sozialmedialen Auftritt des Betriebes. Das Hotel Freigeist veranstaltet außerdem einmal im Jahr eine eigene Hochzeitsmesse, bei der potenzielle Brautpaare die Locations und regionale Dienstleister kennenlernen können. „Die beste Werbung bleiben aber unsere zufriedenen Hochzeitspaare“, betont Sandra Fredersdorf. Das kann Kristina Schaar nur bestätigen: „Wir haben sogar mittlerweile viele Gäste, die als Abiturienten ihren Abschlussball hier gefeiert haben und dann Jahre später als Braut oder Bräutigam wiederkommen.“ Wer mit seinem Veranstaltungsangebot also einmal punkten konnte, erhöht die Chancen wiedergebucht zu werden.
[1] Quelle: Statistisches Bundesamt
[2] Quelle: Vortrag Deutscher Hochzeitskongress von Rob Klaarenbeek, Brautmedia GmbH
[3] Quelle: Vortrag Deutscher Hochzeitskongress von Gabrielle Hurwitz von Style me pretty
Der Artikel erschien zuerst in der AHGZ – Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung