Social Media für den Koch

Social Media für den Koch

Einfacher und günstiger als über Social Media war Imagepflege wahrscheinlich noch nie. Was Köche beachten sollten, damit es wirklich rund läuft, erläutern die Profis Stevan Paul, Cornelia Wagner, Astrid Paul und Thomas Müller.

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„Um eine klare Linie zu halten, sollten für die Betreuung der professionellen Social Media-Accounts ein, maximal zwei Verantwortliche festgelegt werden.“ Stevan Paul

Facebook, Instagram & Co. haben sich längst als Kommunikationskanäle gerade auch für Köche und Gastronomen etabliert. Sie bieten hervorragende Chancen zur Kommunikation und Auseinandersetzung mit dem Gast. Mit überschaubarem Aufwand lassen sich Veranstaltungen oder besondere Aktionen ankündigen, Rezepte und Konzepte teilen oder Betrieb, Team und Philosophie vorstellen.

Social Media-Kanäle sind schnell und einfach aufgesetzt, aber „viele jüngere Köche glauben, dass das ausreicht“ sagt Stevan Paul. Der gelernte Koch, Restauranttester und Autor betreibt seit Mai 2014 mit NutriCulinary ein kulinarisches Online-Magazin. „Eine Facebook-Fanpage ist kein Ersatz für eine gut aufgesetzte Homepage. Sie sollte die Basis und erste Anlaufstelle für jegliche Informationen zum Restaurant sein“, weiß der Profi.

Nicht ohne Homepage und Konzept

Auf der Website des Restaurants wollen die Gäste neben den Kontaktmöglichkeiten und Öffnungszeiten auch weitere Informationen über den Betrieb finden und sich bereits einen ersten Eindruck vom Restaurant und vom Team verschaffen können. Eine Kurzbeschreibung und ein paar stimmungsvolle Bilder vom Restaurant genügen für den Anfang. „Über die Website sollte ich ebenfalls erfahren, wie ich am besten zum Restaurant komme, ob es Parkmöglichkeiten gibt und ob ich mit Kreditkarte oder nur bar zahlen kann“, führt Stevan Paul aus. „Informationen sind eine Art Serviceleistung, die ich als Gast erwarten darf.“

Mit Hilfe von Social Media schaffen es Köche und Gastronomiebetriebe im Gespräch zu bleiben. Die Nutzung von Facebook, Instagram und Co. ist zwar gratis, kostet aber Zeit und fordert Disziplin.

Wer die Kanäle professionell nutzen möchte, sollte zumindest ein grobes Konzept verfolgen und sich vorab über den Zweck und die Ziele für seine Aktivitäten in den sozialen Medien bewusst sein. Nicht jeder Kanal muss genutzt werden, also heißt es Prioritäten setzen und jene auswählen, auf denen einerseits die Gäste und Kollegen aktiv sind, die andererseits aber auch zur eigenen Person und zum Betrieb passen. Die nächste Herausforderung besteht darin, einen einheitlichen Stil festzulegen und durchzusetzen.

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„Ein Medientraining, bei dem Köche lernen, sich und den Betrieb über soziale Medien zu vermarkten, wäre in heutigen Zeiten viel wert.“ Astrid Paul

„Um eine klare Linie zu halten, sollten für die Betreuung der professionellen Social Media-Accounts ein, maximal zwei Verantwortliche festgelegt werden“, rät Stevan Paul. „Das muss nicht zwangsläufig der Geschäftsführer oder Betriebsleiter sein. Die Person für diese Aufgabe sollte nach Interesse, Leidenschaft und Können ausgewählt werden.“

Geht es nach Astrid Paul, die mit ihrem Blog Arthurs Tochter Kocht in diesem Jahr 10-jähriges Jubiläum feiert, sollte der Umgang mit Social Media auch im Rahmen der Ausbildung thematisiert werden. „Ein Medientraining, bei dem Köche lernen, sich und den Betrieb über soziale Medien zu vermarkten, wäre in heutigen Zeiten viel wert“, sagt die Bloggerin.

Keine Angst vor Kritik

Was die meisten vor der Nutzung von Social Media abschreckt, ist die Angst vor dem berüchtigten Shitstorm. Dabei handelt es sich oftmals eher um die Angst vor der Auseinandersetzung mit Kritik. Kritik, die im Übrigen auch anderweitig geäußert wird, nur nicht so offen und öffentlich, wie es über Social Media geschieht.

Klar, kritisiert zu werden, ist nie schön und geht den Menschen hinter einem Bildschirm viel leichter von der Hand. Öffentlich geäußerte Kritik sollte unter keinen Umständen ignoriert werden, denn damit schießen Gastronomen sich ein Eigentor: Mitlesende könnten es als Eingeständnis interpretieren. Die professionelle Reaktion auf Kritik ist also viel wichtiger für das Image eines Betriebes.

Der Koch als Marke

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„Der eigene Auftritt und die Sprache müssen natürlich rüberkommen, sodass digitaler Auftritt und Realität sich nicht widersprechen.“ Cornelia Wagner

„Authentizität ist unheimlich wichtig, gerade in den sozialen Medien. Der eigene Auftritt und die Sprache müssen natürlich rüberkommen, sodass digitaler Auftritt und Realität sich nicht widersprechen“, rät die Marketing-Expertin. Social Media soll zur Kommunikation anregen und den Austausch fördern. Das geht nicht immer leise. Hendrik Haase gehört eher zu den lauteren Vertretern der Branche, die es verstehen zu provozieren und Themen gekonnt zu setzen. Das gefällt nicht jedem, muss es aber auch nicht.

Conny Wagner empfiehlt, sich auf ein, zwei Themen zu fokussieren – Regionalität und Nachhaltigkeit zum Beispiel – die dann in den sozialen Medien konsequent bespielt werden. Als Beispiel für einen Koch, der das bereits in Vollendung umsetze, nennt sie Ludwig „Lucki“ Maurer, der seine eigenen Wagyu-Rinder züchtet und ganzheitlich verarbeitet. „Lucki war einer der ersten, die das Thema „Nose to Tail“ umgesetzt haben. Damit hat er sich klar positioniert“, betont die Food-Bloggerin. Durch stringente Kommunikation und Fokussierung wurde der Koch zum Gesicht einer ganzen Bewegung und hat dafür unter anderem Social Media zur Vermarktung gekonnt eingesetzt.

Storytelling oder die Kunst des Erzählens

„In den sozialen Medien sollten Gastronomen und Hoteliers vor allem Storytelling betreiben“, fordert Stevan Paul. Exklusive Einblicke in den Betrieb, die Zubereitung des „Signature Dish“ oder die komplette Geschichte der Lebensmittel „vom Feld auf den Teller“ sind spannend und sorgen bei Fans und Followern für Aufmerksamkeit. „Benjamin Pfeifer hat mal ein Jahr lang auf Facebook Gerichte gepostet und dazu geschrieben, was er sich dabei gedacht hat“, nennt der Kochbuchautor ein Beispiel für gekonnte Social Media-Nutzung. „Das war spannend und man blieb dran, hat aber sicher viel Zeit und Mühe gekostet.“

Thomas-Müller, Fleischbotschafter
„Wer regelmäßig auf den Scoial Media Kanälen unterwegs ist, entwickelt schnell ein Gefühl dafür, was die Branche gerade bewegt. Es lohnt sich, dafür Zeit zu investieren.“ Thomas Müller

Auch Thomas Müller, der Fleischbotschafter, ist überzeugt, dass die Gäste sehen wollen, „was vor dem Essen passiert“. Er empfiehlt, den wöchentlichen Mittagstisch oder die Abendkarte zu posten, um Inhalte auf die Social Media-Kanäle zu bekommen. „Immer wieder dasselbe Bild zu zeigen, kann auch eine Story sein“, so der Blogger.

Die Nutzung von Social Media bietet für die ganze Branche eine Chance, das Interesse und die Aufmerksamkeit für die Berufe in der Gastronomie zu erhöhen. Neben dem Betrieb können Gastronomen auch ihr Team über Facebook und Co. vorstellen. Dafür ist nicht nur der Küchenchef interessant, sondern alle Mitwirkenden, zu denen auch Lieferanten oder Partner des Betriebes, Kollegen und Nachbarn zählen. Jeder einzelne kann zum „Star“ einer kleinen Geschichte werden.

Die wichtigsten Social Media Tipps der Profis:

  1. Die Homepage ist Basis und Ausgangspunkt für die Social Media Kanäle.
  2. Für die Betreuung der Social Media Kanäle eines Betriebes sollte es einen, maximal zwei Verantwortliche geben.
  3. Die Gäste wünschen sich Einblicke hinter die Kulissen eines Gastronomiebetriebes und wollen die Gesichter hinter den Tellern kennen lernen. Gekonnt erzählte Geschichten sorgen für Unterhaltung und werden geteilt.
  4. Authentizität ist wichtig für den Wiedererkennungswert. Daher sollten Köche ihrem Stil und Schwerpunktthemen treu bleiben und Persönlichkeit zeigen.
  5. Kritik sollten Gastronomen niemals unbeachtet lassen. Die Reaktion darauf ist oft wichtiger als die Kritik selbst.

Der Artikel erschien zuerst in der Küche Nr. 6

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