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Gastronomen in der (Corona-)Krise

Die Corona-Krise treibt uns alle um. Was macht ihr vom Klinker in diesen Zeiten?

Wir nutzen die zwangsläufig freien Zeiträume, um kreativ zu werden, Kraft zu schöpfen für die Zeit nach Corona und um Ideen voran zu bringen, die uns schon länger beschäftigen. Von einem übertriebenen Aktionismus halte ich nicht viel. Marianus und Claudia sehen das ähnlich. Nicht nur wir, die direkt in der Gastronomie tätig sind, leiden – vor allem finanziell – unter dem Shutdown, sondern auch unsere Lieferanten und Produzenten, die überwiegend an B2B-Kunden verkaufen.  Deshalb haben wir uns entschieden, die Zeit des Shutdowns zu nutzen und unsere Partner zu unterstützen.

Aktuell helfen wir fünf Tage die Woche auf dem Hof von Marianus Eltern mit. Es fällt jede Menge Arbeit an und das ganze Corona-Thema rückt etwas in den Hintergrund. Wir bauen zum Beispiel Zäune, backen Brot für die Hof-Abokiste und lernen auf diese Weise in anderen Bereichen dazu. Selbst unsere Auszubildende, die seit März zum Team gehört, zieht mit. Einen Einblick in die Landwirtschaft hätte es ohnehin gegeben – jetzt eben mit Schwerpunkt und etwas vorgezogen.

Was haltet ihr davon, den Shutdown mit to go oder anderen Konzepten zu überbrücken?

Initiativen wie die Gourmet-Aktie von Sebastian Junge und anderen Kollegen, der Verkauf von Gutscheinen für den nächsten Restaurantbesuch oder die Idee einer Grund-Kiste, wie sie das 100/200 anbietet, finde ich grundsätzlich nicht verkehrt. Das ist mir aber alles zu kurzfristig gedacht und verschiebt das Problem nur. Die Gefahr ist groß, sich da zu verrennen. Es ist nun mal so, dass du die Tische, die du heute nicht verkauft bekommst, nicht einfach in zwei Wochen los wirst.

Es ist wichtig, dass wir uns als Gastronomen in derselben Stadt gegenseitig unterstützen. Nichtsdestotrotz haben wir uns klar dagegen entschieden, auf die Schnelle alternative Konzepte hoch zu fahren. Stattdessen versuchen wir, die Schließung unseres Restaurants so weit wie möglich auszuhalten. Klingt banal, ist aber gar nicht so leicht. Unnötige Panik bringt gerade niemanden weiter. Wir sind es unseren Mitarbeitern schuldig, auch in solchen Situationen Ruhe zu bewahren und die Spannung zu ertragen. Diese Contenance musst du dir aber leisten können!

Wie haltet ihr euch finanziell über Wasser?

Meiner Meinung nach, wird sich in den kommenden Monaten zeigen, wer in den letzten Jahren gut gewirtschaftet hat, beziehungsweise, wo es vielleicht schon vor der Krise nicht ganz rund lief. Ein Überbrückungskredit hilft nur bedingt. Mehr als ein Pflaster ist das nicht. Die Zahllast verschiebt sich zeitlich, geholfen ist damit eigentlich keinem.

Wer hingegen gut aufgestellt ist und ein zeitgemäßes Konzept fährt, wird andere Lösungen finden. Wirklich schwer haben es jene Läden, die kurz vor dem Opening standen oder deren Betriebe gerade eröffnet wurden. Da wurde viel investiert und die Umsätze waren fest eingeplant. In so einer Situation eine solche Krise zu verkraften, ist kaum machbar.

Wir sind mit dem Klinker recht gut aufgestellt und haben – zum Glück – ein gutes Polster erwirtschaftet. Das war zwar eigentlich für andere Projekte eingeplant, aber nun bezahlen wir davon unsere Mitarbeiter und so. Außerdem versuchen wir, die Fixkosten so weit es geht zu minimieren und mit unserem Vermieter konnten wir uns auf Stundung einigen. Das hilft schon mal.

Bis wann lässt sich die Situation für euch noch aushalten?

Bis maximal Juli/August können wir so weiter machen, dann steht aber auch uns das Wasser bis zum Hals und wir werden kaum noch Handlungsspielraum haben. Ich bin mir aber sicher, dass sich vorher etwas tut.

Es ärgert mich nur, dass uns Informationen seitens der Politik so schleppend erreichen. Auf der anderen Seite gibt es garantiert andere Baustellen und Probleme als die der Gastronomie. Köche nehmen sich da oft zu wichtig. Wir alle müssen gerade Prioritäten setzen und da gehen eben wichtigere und systemrelevantere Themen vor.

Was habt ihr für die Zeit nach Corona vor? Geht es weiter wie bisher?

Wir planen schon lange die Eröffnung einer Weinbar, quasi als Verlängerung unseres Restaurants mit eigener Ladenfläche. Einen Schwerpunkt werden naturbelassene Weine ausmachen. Dazu servieren wir eine kreative, fleischlose Küche. Jetzt haben wir Zeit, uns intensiver mit dieser Idee auseinander zu setzen und die ersten Schritte dafür in die Wege zu leiten.

Ein Interview für das Online-Magazin Eco Beach

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