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Hinter Gittern – Massentierhaltung gehört abgeschafft

Das Huhn, weiß oder braun gefiedert, fröhlich gackernd und in einer kleinen Gruppe über die Wiese wackelnd, ist eines dieser Ideale vom Bauernhof, das es in der freien Marktwirtschaft (fast) nicht gibt. Denn für die benötigten Mengen an Fleisch und Eiern wäre das glückliche Huhn schlichtweg nicht profitabel genug – sagen die Produzenten. Deshalb haben sie sich etwas Besonderes einfallen lassen und sich das Huhn so zurecht designt, dass es entweder besonders schnell Fleisch ansetzt oder zur Hochleistungsmaschine im Eierlegen wird. Das ist gängige Praxis geworden und so erfolgreich, dass heute 95 Prozent aller Hühner aus Hybridzüchtungen stammen.

Das moderne Huhn lebt nur noch in den seltensten Fällen auf einem Hof und wird stattdessen mit tausenden Artgenossen dicht zusammen gepfercht. Doch der Widerstand gegen diese Art der Tierhaltung wird immer lauter und der Markt ist aufgefordert etwas zu ändern.

Das Leben eines Knasthuhns

Eine schön magere Hühnerbrust aus dem Massentierknast kann wohl kaum ein Koch mit Ehre und Verstand in seiner Küche verantworten. Ebenso wenig Eier für die Hollandaise oder die selbstgemachten Tagliatelle, wenn sie von Hochleistungshühnern stammen, die mit ihren Knastgenossen eng zusammen gepfercht auf nackten Metallstangen hocken.

Die meisten Knasthühner haben kaum noch Federn am Körper, sie sehen kränklich aus, obwohl ihnen doch regelmäßig Medikamente verabreicht werden und Tageslicht haben sie noch nie gesehen, geschweige denn die Wärme der Sonne gespürt. Auch haben sie noch nie erlebt, wie es sich anfühlt, sich mal ordentlich in einer Sandkuhle zu suhlen.

Ob sie es aus dieser denn überhaupt heraus schaffen würden, ist eh fraglich. Denn viele Hühner, die auf massive Fleischproduktion hingezüchtet wurden, sind so fett, dass sie kaum selbstständig stehen können. Und überleben würden Knasthühner in freier Wildbahn auch nicht lange, selbst wenn sie vor Fressfeinden fliehen könnten. Ihr Immunsystem ist aufgrund ihrer Überzüchtung und Haltung so geschwächt, dass sie schon nach kurzer Zeit krepieren würden.

Nein, ein Herdheld könnte das nicht verantworten. Zum Glück gibt es Alternativen.

Das Urhuhn kommt zurück

Gerade aus der gehobenen Gastronomie werden Stimmen laut und die Nachfrage nach Hühnern, die wieder mehr der Urvariante entsprechen, steigt. Bei Hühnern, die sowohl Eier legen als auch schmackhaftes Fleisch ansetzen können, spricht man von Zweinutzenhühnern oder auch Zweinutzungshühnern. Sie wachsen langsamer und sind nicht so leistungsfähig wie Hybridhühner, dafür sind sie widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger, kommen also mit deutlich weniger Antibiotika durch’s Leben und erfreuen sich einer längeren Lebenserwartung.

Hühnerfreunde landauf, landab sind auf der Suche nach passenden Rassen, mit der die Haltung von Zweinutzenhühnern rentabel wird. Als besonders vielversprechend gilt die Rasse Les Bleues. Höfe und Händler, die sich auf die Aufzucht dieser Hühner spezialisiert haben, listet die Initiative Das Zweinutzungshuhn. Oftmals sind es Bio-Betriebe, die die Zweinutzenhühner züchten.

Das Gelbe vom Ei

Hahn und Henne leben zusammen besser (Quelle: Pixabay)
Hahn und Henne leben zusammen besser (Quelle: Pixabay)

Auch die Hühner auf dem Hof von Manfred Schmid in Westhausen auf der Ostalb, etwa eine Stunde von Stuttgart entfernt, haben es besser als ihre Artgenossen aus konventioneller Zucht. Sie leben in einem Mehrklimazonen-Stall und werden nach Demeter-Richtlinien gehalten. Ein großer, stolzer Hahn passt auf, dass ihnen Krähen oder andere Raubvögel nicht zu nahe kommen. Die Vögel können sich drinnen wie draußen aufhalten, finden schattige Plätze oder genießen die frische Luft in der Sonne. Satte Wiesen zum Picken, niedrige Büsche zum Verstecken oder Sandkuhlen zum „Baden“ – so sieht wohl das Hühnerparadies aus.

Das Hühnerbad hält Milben ab und sorgt für ein schön glänzendes Gefieder. Die Vorteile für die Tiere sind offensichtlich. Für Bauer Schmid kommt hinzu, dass er auf den Zusatz von Medikamenten weitestgehend verzichten kann. Das spart allen Stress und Kosten. Es geht also auch anders. Die Eier, die Bauer Schmids Hühner legen, haben durch ihre natürliche Ernährung einen besonders gelben Dotter – ganz ohne Farbstoffzusatz, den den Industriehühnern zugefüttert werden muss. Gesünder sollen die Eier auch sein, weil sie reicher an Carotinoiden sind, und besser schmecken werden sie sowieso. Vor allem aber können sie guten Gewissens zu Süßspeisen aller Art und Nudeln verarbeitet werden. Und die Gäste im Restaurant erfahren sicher auch lieber, dass das Ei aus dem Paradies statt aus dem Knast stammt.

Back to Nature: So geht faire Hühner-Zucht

Auch Franz Schemmer aus Wurmannsquick bei Straubing in Niederbayern liegt das Huhn am Herzen. Er hat sich auf die Zucht einer alten Rasse, den Ranger-Hühnern, spezialisiert. Die Hennen und Hähne, die bei Franz Schemmer zusammen auswachsen, wohnen in einem gut belüfteten, geräumigen Stall mit deutlich mehr Platz als es bei Hühnern aus konventioneller Zucht üblich ist. Außerdem haben sie mehr Zeit zum Wachsen. Zu fressen gibt es überwiegend Regionales wie Getreide oder Raps.

Den größten Unterschied machen aber die Beschäftigungsmöglichkeiten für die Hühner von Franz Schemmer. Auch das trägt zum Tierwohl bei. Die Tiere können im Einstreu scharren, miteinander spielen und rangeln, haben Auslauf und können sich im Tageslicht aufhalten. „Diese Haltung macht schlicht und ergreifend Sinn“, betont Franz Schemmer. „Nicht nur für die Hühner, sondern auch für uns, die Landwirte. Man geht einfach mit Stolz und einer anderen Einstellung in den Stall.“

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