Jedes Jahr verzehren wir mehr Fische und Meeresfrüchte, denn Eiweiß ist gesund. Das wusste Mutti schon. Außerdem ist Fisch gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen zumindest zum Teil auf Fleisch verzichten wollen, eine delikate Alternative auf dem Teller. Die steigende Nachfrage nach Fisch hat aber auch zur Folge, dass die natürlichen Quellen knapp werden.
Als nachhaltige und wirtschaftliche Lösung für die Überfischung der Weltmeere und die damit einhergehende Fischknappheit gilt die Aquakultur. Sie ermöglicht eine gute Planbarkeit und bietet Kalkulationssicherheit. Zudem kann nur Fisch aus Aquakultur die Anforderungen für eine Bio-Zertifizierung gewährleisten.
Aquakultur als Antwort für die Fischknappheit
In Sachen Aquakultur unterscheidet man zwischen extensiver, semi-intensiver und intensiver Aquakultur. Bei der extensiven Aquakultur werden die Fische und Meeresfrüchte ausschließlich mit Naturnahrung gefüttert. Dieses Verfahren ist vor allem bei Muscheln oder Austern üblich. Fischen aus semi-intensiver Aquakultur wird ein Supplementfutter zugefüttert. Lachs und Shrimps stammen typischerweise aus intensiver Aquakultur und werden mit Alleinfuttermitteln ernährt.
Hierzulande nehmen immer mehr Fischereibetriebe die Herausforderung der Aquakultur an. Zu den größten Vorteilen von heimischer Aquakultur zählen die Einsparung langer Transportwege, die daraus resultierende Frische des Fisches und die Schonung der natürlichen Ressourcen. Der Anteil an Fisch aus Aquakulturzucht nimmt jedes Jahr zu. Bis 2030 ist sogar mit einer Verdoppelung der Nachfrage zu rechnen.
Ernährt sich der Fisch in Zukunft von Soja?
Eine zunehmende Nachfrage und damit steigende Produktion hat aber auch zur Folge, dass der Bedarf an Futtermitteln steigt. Futtermittel für Raubfische bestehen hauptsächlich aus Fischmehl und Fischöl. Genau hier besteht das Problem, denn ebendiese sind ja knapp.
Um den hohen Eiweißbedarf der Fische decken zu können, braucht es also alternative Futtermittel, die die Tiere bestmöglich ernähren. Oftmals wird dem Futter daher Soja zugesetzt. Das allerdings können die Fische aufgrund ihres evolutionsbedingten Ernährungsverhaltens nicht verwerten. „Die Pflanzen enthalten antinutrive Bestandteile wie Phospholit, für das dem Fisch ein Enzym zur Aufspaltung fehlt“, weiß Prof. Dr. Ulfert Focken vom Fischerei-Institut in Bremerhaven. „Erst durch Erhitzen und Zusetzen dieses Enzyms wird die Ernährung der Fische mit Soja als additives Futtermittel möglich.“ Auch die Ernährung der Fische mit anderen Eiweißquellen wie Geflügel wird derzeit erforscht. Eine endgültige Lösung für die Futterknappheit der Fische aus Aquakultur konnte bislang noch nicht gefunden werden.