Außenansicht Atlantic Hotel Sail City

Atlantic’s Nachhaltigkeit steckt an

Das Thema Nachhaltigkeit ist omnipräsent. Während die einen noch mit sich und den erforderlichen Maßnahmen für eine nachhaltigere Ausrichtung ihres Betriebes hadern, sind andere schon seit Jahren aktiv. So zum Beispiel auch das Atlantic Hotel Sail City in Bremerhaven.

Schüler geben Anstoß für Nachhaltigkeitsstrategie im Atlantic

Hoteldirektor Tim Oberdieck (c)Antje Schimanke

Der „Transformationsprozess“ von einem konventionellen Hotel zu einem nachhaltig agierenden, umweltfreundlichen Vier-Sterne-Betrieb wurde 2014 durch ein Schulprojekt von Bremerhavener Schülerinnen und Schülern angestoßen.

„Nachhaltigkeit ist ansteckend“, waren die Schüler schon damals überzeugt und vereinbarten mit der Hoteldirektion einen Generationenvertrag. „Mir hat das Engagement der Schüler sehr imponiert“, erinnert Hoteldirektor Tim Oberdieck sich. „Für uns war das der Startschuss. Seitdem motivieren wir alle im Betrieb, öfter mal die ‚grüne Brille‘ aufzusetzen und nach Möglichkeiten für eine nachhaltigere Ausrichtung Ausschau zu halten.“ Das Ziel ist es, dass sich jeder für das Projekt mitverantwortlich fühlt, deshalb sind vom Azubi bis zum Direktor alle aufgefordert ihre Ideen mit einzubringen.

Auf den Pakt mit den jungen Menschen folgte die Beteiligung als Modell-Unternehmen am vom Bundesumweltministerium geförderten Projekt „green transformation“. Ab diesem Moment nahm die Auseinandersetzung mit umweltorientierten Themen im Vier-Sterne-Haus erst richtig Fahrt auf: Gemeinsam entwickelte das gesamte Team eine Nachhaltigkeitsstrategie, die später „Green Sail“ getauft wurde. Im Haus wurde außerdem eine abteilungenübergreifende Nachhaltigskeitsdelegation, das sogenannte „Green Team“, gebildet.

„Nachhaltige Ausrichtung ist ein Prozess“

Das Green Team hat sich im Zuge seiner Arbeit intensiv mit den SDGs, den Sustainable Development Goals, auseinandergesetzt. Auf diese insgesamt 17 Ziele für eine globale Nachhaltigkeitstransformation haben sich bislang 193 Nationen verständigt. Die beteiligten Akteure der Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft sind aufgefordert gemeinsam daran zu arbeiten, dass die Umsetzung der Ziele bis 2030 gelingt. Daran möchte auch das Atlantic-Team mitwirken und hat für sich bereits acht der 17 SDGs festgelegt.

Fester Bestandteil der nachhaltigen Ausrichtung sind die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales, an denen sich die konkreten Maßnahmen orientieren. Zudem wurde mit den „Green Facts“ ein grüner Leitfaden entwickelt, der verdeutlichen soll, dass jeder noch so kleine Schritt zum Erreichen großer globaler Ziele beiträgt. Mit dem Leitfaden zeigt das Atlantic-Team nicht nur, was der Betrieb selbst für ein besseres Morgen auf die Beine stellt, sondern auch, was die Gäste für sich adaptieren können. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Begeisterung, grün unterwegs zu sein, ansteckend ist“, sagt Sandra Tscharntke, Repräsentantin des ATLANTIC Hotel Sail City Bremerhaven.

Um das Engagement des Hotels auch nach außen zu transportieren und weiterzuleben, werden seit längerem ebenso die Gäste und Kunden in die Kommunikation rund um verantwortungsvolles Handeln einbezogen. Das ATLANTIC teilt sein Wissen unter anderem durch Vorträge. Außerdem sind beim jährlichen Info-Dinner „Resteessen“ Gäste, Zulieferer und Partner sowie Initiatoren von Nachhaltigkeitsprogrammen eingeladen, sich bei gutem Essen untereinander zu vernetzen und auszutauschen.

Erste Bilanz: Alle Zeichen stehen auf „grün“

Fünf Jahre nach dem Generationenvertrag sieht es nachhaltig gut aus für das Atlantic Hotel Sail City. So konnten weitestgehend alle Bereiche des 120-Zimmer-Betriebes auf Energieeffizienz überprüft und umgestellt werden. „Der Einsatz von LED-Leuchtmittel im gesamten Gebäude brachte bisher eine Einsparung von 110.000 kWh“, begeistert Sandra Tscharntke sich. In diesem Zuge wurden ebenfalls die technischen Geräte sukzessiv gegen energiesparende Modelle ausgetauscht und auch bei der Reinigung der Zimmer ist das Atlantic-Team bestrebt, die Umwelt zu schonen. Deshalb werden probiotische Mikroorganismen statt chemischer Reiniger genutzt.

Sensibilisierung macht kreativ

Küchenchef Dominik Flettner (c)Antje Schimanke

Das Atlantic-Team hat verstanden, wertvolle Ressourcen respektvoll einzusetzen. Deshalb wurden die betrieblichen Abläufe in der Küche des Restaurants STROM umgestellt und man einigte sich innerhalb der Hotelgruppe auf die Teilnahme an Aktionen wie United Against Waste, um die Verschwendung von Lebensmittel zu minimieren.

Dafür bereitet das Team um Küchenchef Dominik Flettner beispielsweise geringere Mengen vor und produziert lieber bei Bedarf nach. „Es dauert dann zwar manchmal 2-3 Minuten länger, bis das Essen auf dem Tisch steht, aber die Gäste zeigen Verständnis und loben unsere Initiative“, sagt Dominik Flettner. Bleibt doch mal etwas übrig, werden die Lebensmittelreste in durchsichtigen Behältern gesammelt und gemessen. „Es ist ein regelrechter Wettbewerb in der Küche entstanden, wer weniger Reste beisteuert“, merkt Tim Oberdieck an. „Das Küchenteam lässt sich da echt was einfallen!“

In den letzten Jahren konnten durch das Engagement des Küchenteams bereits so große Mengen an zu viel produzierten Lebensmitteln – und damit unnötige Kosten – einspart werden, dass sich heute vermehrt der Einsatz von Bio- und Demeter-Produkten rentiert. Eine Selbstverständlichkeit innerhalb der nachhaltig ausgerichteten Firmenphilosophie ist der zunehmende Einsatz von regionalen Produkten. Partner liefern dem ATLANTIC Fleisch von Wasserbüffeln aus Bremerhaven oder von Wollschweine aus Schwanewede, Wild kommt aus Brake oder der Honig sogar vom Hoteldach. Dafür sind vier eigene Bienenvölker zuständig. „Indem wir regionale Betriebe unterstützen, fördern wir die vertrauensvolle Bindung zu unseren landwirtschaftlichen Partnern“, sagt Tim Oberdieck. „So können wir weitaus bessere Qualitätskontrollen durchführen, als es in Großmärkten der Fall ist. Die Ware ist frisch und durch die kurzen Transportwege reduzieren wir ebenso unseren CO2-Fußabdruck.“

Nachhaltigkeit fängt bei Mitarbeitern an

Parallel positioniert sich der Betrieb als familienfreundlicher Arbeitgeber und räumt den Mitarbeitern beispielsweise eine flexible Arbeitszeitgestaltung ein, um Kinderbetreuung, Home Office Tage oder Angehörigen-Pflege zu ermöglichen. „Wir sehen uns in der Verantwortung, durch betriebliche Maßnahmen und Angebote die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Beschäftigten ihr Privat- und Arbeitsleben besser vereinbaren können“, betont der Hoteldirektor. Das Team hat außerdem vielfältige Möglichkeiten im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Persönlichkeitsentwicklung. „Durch eine familienbewusste Personalpolitik erhöhen sich Zufriedenheit und Motivation unserer Belegschaft ebenso wie die Arbeitsqualität wie von allein“, führt Tim Oberdieck weiter aus. Die positiven Auswirkungen spiegeln sich auch in einer Wohlfühlatmosphäre wider, die die Gäste des Atlantic Hotels sehr schätzen.

Die Akzeptanz für die betriebliche Umstellung des Hotels stieß nicht von Anfang an auf so viel Zuspruch. „Als wir damit anfingen, das Hotel nachhaltiger auszurichten, zweifelten viele daran, dass wir wirklich was verändern können und dass es sich tatsächlich auch finanziell lohnt“, räumt Tim Oberdieck ein. Er ist stolz auf das bisher Erreichte. „Der Schritt fühlt sich noch heute einfach richtig an“, betont der Hoteldirektor nochmals. „Wir werden das Thema weiter vorantreiben. Schließlich ist nachhaltiges Wirtschaften ein stetiger Entwicklungsprozess.“

Der Artikel erschien zuerst in der AHGZ – Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung vom 09. November 2019

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